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Eine feste Organisationsform erhielt das ländliche Schützenwesen im Hochstift Paderborn (im wesentlichen die heutigen Kreise Höxter und Paderborn, das Corveyer Land ausgenommen) zur Zeit der niederländischen Freiheitskriege (1568 - 1648). Beide kriegsführenden Parteien, Niederländer und Spanier, schickten militärische Trupps aus, die kreuz und quer durch Westfalen zogen, um Futter für die Pferde ihrer jeweiligen berittenen militärischen Einheiten und Nahrungsmittel für ihre Soldaten herbeizuschaffen. Wir haben uns diese Beschaffungsmaßnahmen als Plünderungszüge vorzustellen, mit denen auch Mord und Totschlag einhergingen. Das Fehlen einer Heimwehr und die Vernachlässigung der Wehrtüchtigkeit der Landbevölkerung rächte sich jetzt. Nirgendwo auf dem platten Lande konnte den räuberischen Haufen Einhalt geboten werden.

Im vor allem zunächst bedrohten Münsterland schuf der dortige Fürstbischof ländliche Heimwehren, die eben aus sogenannten Schützen gebildet wurden. Gleichermaßen verfuhr der Bischof von Köln auf dem Gebiet des Herzogtums Westfalen, im wesentlichen identisch mit dem Sauerland, dessen Herrscher er ebenfalls war (das westliche, das märkische Sauerland ausgenommen).

In diesem Zusammenhang sind für uns die Aktivitäten unseres damaligen Landesherren, des Fürstbischofs von Paderborn, wichtig. Er erstellte um 1590 einen „Generalmobilmachungsplan der Schützen für das gesamte Hochstift Paderborn“, einen sogenannten Conförderationsvertrag. Darin legte er fest, ...wie man dies Stift (Hochstift) Paderborn vor stadischen (Generalstaaten Holland) und anderen Infällen verthedigen möge. Die fürstbischöfliche Regierung war der Meinung, dass durch dero (der Schützen) Hülft und Zuthuen dieser Ihro Hochfürstliche Land und Fürstenthumb vor allem feindlichen Anfall so viel besser und füglicher geschützet, auch sonsten im Lande ruhe und einigkeit erhalten werden möge.

Städte, Klöster und Adlige hatten Pferde und Schützen zu stellen und auszurüsten. Schützen aus mehreren Dörfern wurden zu einer Art Verteidigungsgemeinschaft, die Fähnlein genannt wurden, zusammengefasst.

Die aus Eissen zu stellenden Schützen gehörten zu einem Kontingent (Fähnlein) von 3OO Mann, das aus folgenden Dörfern gebildet wurde: Bonenburg, Borlinghausen, Dorf Dalheim (beim Kloster Dalheim), Eissen, Germete, Hohenwepel, Menne, Nörde, Ossendorf, Rimbeck, Scherfede, Welda Westheim, Wormeln. Verteilt man die 300 Schützen dieser Orte von der Zahl her gleichmäßig auf diese 14 Dörfer, so würde sich für Eissen eine Gruppe von etwa 20 Schützen ergeben.

Wir können also festhalten, dass es bereits um 1590 in Eissen Schützen, Schützenbrüder gab, wenn auch noch nicht in einem Verein organisiert.

An der Spitze dieser 300 Schützen stand ein Fähnrich, die Gruppe der jeweiligen dorfbezogenen Schützen wurde von einem Rottmeister geführt. Jede Rotte musste ein gutes Feuerrohr (Büchse) haben. Die anderen Heimwehrleute werden mit den im ländlichen Bereich üblicherweise vorhandenen Gerätschaften bewaffnet gewesen sein, die sich aber nur bedingt für einen Waffengang mit dem Militär eigneten: mit Sensen (evtl. umgeschmiedet und als Lanze gebraucht), Äxten, Stangen, schweren Hämmern etc. In den Bestimmungen des Landesherrn heißt es: Beim Auszug der Schützen zu einem Einsatz sollen die Schützen mit brot, butter, käse und speck zufriedense sein, als Proviant eben. Ob und wann diese Schützen in der vorgesehenen Formation zum Einsatz gekommen sind, ist nicht bekannt.

Im Glauben Halt finden

Zu allem, was das Schützenwesen ausmacht gehörte besonders in den geistlichen Fürstentümern die Bindung an die Kirche. Häufig wählten die Schützen den Patron ihrer Ortskirche auch zum Schutzpatron ihrer Gemeinschaft. Die Schützen pflegten auch auf dem Lande das gemeinsame Gebet, begruben gemeinsam ihre Toten und sorgten dafür, dass Seelen- und Gedächtnismessen für sie gefeiert wurden. Selbstverständlich war es für sie, bei Prozessionen das Allerheiligste zu begleiten, ihm symbolisch Schutz. zu gewährleisten, ihren Dienst dem höchsten Herrn, dem Herrgott, zu widmen.

Nach der Reformation, deren Beginn im Jahre 1517 anzusetzen ist, wurde die Schützentradition in den protestantischen Regionen nicht mehr fortgesetzt. In den geistlichen Territorien lebten die Vereinigungen der Schützen nach den Wirren der Reformationszeit wieder auf. Sie nannten sich Schützenbruderschaften. Von den Fürstbischöfen wurden sie sehr gefördert, sahen diese doch in ihnen einen Garanten, der religiöses Leben auf dem Lande förderte und festigte (siehe Wahlspruch: Glaube – Sitte - Heimat).


Literatur

  • Hubert Plogmeier: Eissen - Bild unserer Heimat, Bad Salzuflen, 2003
  • Helmut Müller: Preußen und das westfälische Schützenwesen zu Anfang des 19. Jahrhunderts in „Heimatpflege in Westfalen“, 5/2000
  • A. Mönks: Das Schützenwesen im Paderborner Lande in „Die Warte“; 1933 Heft 7
  • Schützengeschichte in Westfalen und Lippe; Herausgeber: Westfälischer Schützenbund, 1961